Def-i Gam Haftası | Woche der Beseitigung der Besorgnisse

 KONZEPT:

DİTİB “Def-i Gam” Woche (Woche der Beseitigung/Erleichterung von Sorgen) – bis 15. Oktober 2023

Unser Tod war dem Menschen noch nie so nahe wie in den letzten drei Jahren. Die Corona-Pandemie, plötzlich auftretende Kriege und Katastrophen, die den Weltfrieden und das Gleichgewicht stören, haben die Ängste und Besorgnisse der Menschen in Bezug auf die Zukunft stark erhöht. Die einzige Ursache für diese Ängste und Sorgen ist die Angst vor dem Tod/Sterben.

Laut Ibn-i Sina (Avicena) und vielen islamischen Gelehrten ist der Mensch ein lebendiges Wesen (Hay), ein denkendes (vernünftiges) Wesen (Natık) und ein sterbendes Wesen (Mayit), d. h. der Mensch lebt, denkt und stirbt. Der Tod ist genauso real wie das Leben (Koran 29/57) und gleichzeitig ein Element, das die Existenz und Bedeutung des Menschen vervollständigt. Wenn der lebende und erkennende Mensch stirbt, erreicht er sein wahres Wesen und seinen Schöpfungszweck. Daher sollte der Mensch keine Angst davor haben, sich selbst zu vervollkommnen oder vollständig zu sein. Laut der allgemeinen Auffassung der Psychologie und verwandter Wissenschaften ist die Angst die Mutter psychischer Störungen, und der Tod ist die Mutter der Ängste.

Obwohl unsere Religion uns lehrt, keine Angst vor dem Tod zu haben, dass wir ihn eines Tages ohne Ausnahme und Bedingungen erleben werden und, dass der Tod eher eine Überführung in ein ewiges Leben darstellt als ein Untergang, gelingt es dennoch dem Menschen nicht, sich vor der Todesangst zu schützen. Menschen meiden ständig Themen, Gespräche und Umgebungen (Kreise), in denen der Tod zur Sprache kommt. Die einzige Ursache dafür ist das Gefühl der Angst. Der Mensch setzt sich aus körperlichen, geistigen und emotionalen Dimensionen zusammen und nimmt alles in seinem Leben durch diese drei Dimensionen wahr und reagiert dementsprechend. “Angst” ist genauso lebenswichtig wie “Liebe”. Wenn ein Leben, ein Mensch ohne Liebe undenkbar ist, ist dann ein Leben, ein Mensch ohne Angst genauso undenkbar. Hier liegt das Problem bei der Angst, als ein Gefühl, das wir nicht kontrollieren können, ein Gefühl worüber wir nicht genug Wissen haben, und ein Gefühl, das unsere alle drei Dimensionen drückt und beherrscht.

“Inspiriert von den Artikeln “Def’ul-Ĝam Mine’l-Mevt” (Die Überwindung der Angst vor dem Tod) und “Fi’l Havf mine’l Mevt” (Die Befreiung von der Angst vor dem Tod), die Ibn Sina zu Beginn des 11. Jahrhunderts verfasste, sowie aus den Traditionen des islamischen Sufismus, erklären wir den 10. Oktober zum Welttag der seelischen Gesundheit und die folgende Woche zur “Def-i Gam Haftası” (Woche der Beseitigung/Erleichterung von Sorgen) in unseren DITIB-Moscheen und Gemeinden. Sowohl Ibn Sina als auch andere islamische Gelehrte, Philosophen und Sufis haben sich intensiv darum bemüht, die Ängste, Sorgen, Leiden und Belastungen ihrer Zeitgenossen abzubauen und ihre seelische Last zu erleichtern. Dies taten sie gelegentlich durch ihre Werke, mitunter durch Therapieansätze und bisweilen durch Poesie, Musik und Ähnliches. Die Linderung spiritueller Belastungen, die Unterstützung bei der Überwindung von Ängsten und Sorgen sowie die Erleichterung dieser emotionalen Lasten gehören zugleich zu den grundlegenden religiösen Pflichten im Islam.

Der Name dieser Woche wird gleich bleiben, aber das Thema wird sich jährlich ändern. Das Hauptziel wird immer sein, Leiden, sprich Kummer und Sorgen, zu mildern und zu beseitigen.

Die “Aktionsbündnis Seelischer Gesundheit” im Rahmen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde ruft in Deutschland alle zwei Jahre die “Woche der seelischen Gesundheit” aus und organisiert landesweit Veranstaltungen während dieser Woche. Basierend auf dem Thema “Zusammen der Angst das Gewicht nehmen”, das für das Jahr 2023 gewählt wurde, werden wir uns in dieser erstmals organisierten Woche speziell mit der Angst vor dem Tod und allgemein mit dem Konzept der Angst befassen sowie Wege und Methoden zur Überwindung und Linderung von Ängsten beleuchten. Die Themen werden sowohl aus religiöser als auch aus wissenschaftlicher Sicht betrachtet. Experten aus den Bereichen Theologie, Psychologie, Sozialwissenschaften und anderen Beratungsfeldern werden die Themen behandeln.